Einleitung
Das Bewältigen von Notlagen, existenziellen oder psychischen Krisen und die Unterstützung Betroffener sollte in der Bevölkerung verstärkt gefördert werden. Familie und Freund:innen, Kolleg:innen, Bekannte, aber auch Nachbar:innen und Passant:innen sollten über grundlegende Informationen verfügen, um auf bestimmte Anzeichen achten zu können und, wenn nötig, zu intervenieren oder rasch Hilfe zu holen. Existenzielle oder psychische Krisen kommen häufiger vor, als viele annehmen. Nicht jede Krise führt dabei zwangsläufig zu suizidalen Tendenzen – diese lassen sich auch nicht mit Sicherheit vorhersagen. Allerdings sollte dies niemals unterschätzt werden. Wegsehen ist in jedem Fall die schlechteste Lösung.
Diese Notfälle erfordern auch ein schnelles Eingreifen von Bürger:innen, die aktiv werden und eine psychische Erste Hilfe anbieten können, bevor ein:e professionelle:r Helfer:in eingreift. Dieses Engagement kann schwerwiegende Folgen verhindern und sogar Leben retten.
Wie in jeder anderen Notsituation, ist die Unsicherheit und Unerfahrenheit bei Menschen, die mit psychosozialen Krisen von Anderen konfrontiert werden, meist groß. Nichts zu tun, ist jedoch immer die schlechteste Wahl. Psychische:r Ersthelfer:in kann jede:r werden, auch ohne spezielle Vorkenntnisse.
Fortbildung und Sensibilisierung
Spezifische Kurse, Veranstaltungen oder Sensibilisierungsmaßnahmen können Unsicherheit und Unerfahrenheit entgegenwirken und dazu beitragen, die Tatsache zu "normalisieren", dass man Krisen und psychische Erkrankungen erleben kann.
Studien und Untersuchungen zeigen, dass spezielle Kurse in psychischer Erster Hilfe das Bewusstsein für Krisensituationen und das Wissen über psychische Erkrankungen erhöhen. Sie bauen negative Einstellungen gegenüber Menschen mit diesen Problemen ab und erhöhen die Bereitschaft, anderen zu helfen. Dies bedeutet auch, dass existenzielle oder psychische Krisen auf gesellschaftlicher Ebene weniger oder nicht mehr tabuisiert werden. Eine geringere Stigmatisierung führt dazu, dass Betroffene eher bereit sind, über ihre Krisen und Bedürfnisse zu sprechen.
Erste-Hilfe-Kurse für die Psyche beinhalten je nach Schwerpunkt und Zielgruppe folgende Themen: Grundlegende Informationen zu existenziellen und psychischen Krisen, Üben von Gesprächsführung und Zuhören sowie Informationen zu Beratungs- und Hilfsangeboten.
Zielsetzung
Das Hauptziel der Fortbildung Erste-Hilfe für die Psyche besteht darin, die Teilnehmer:innen für Probleme, Krisensituationen und psychische Erkrankungen im Allgemeinen zu sensibilisieren. Viele Menschen, die einen Suizid(versuch) unternehmen, äußern ihre Absichten auf verschiedene Weise im Voraus. Allerdings gibt es auch viele, die ihre Absichten vollständig vor anderen verbergen. Durch eine erhöhte Sensibilität erwerben die Kursteilnehmer:innen die grundlegende Fähigkeit zu erkennen, ob jemand dringend Hilfe benötigt und werden ermutigt, Menschen in Alltagssituationen und insbesondere in Krisensituationen durch angemessenes Verhalten zu unterstützen. Darüber hinaus trainieren sie die Fähigkeit des Zuhörens, die auch im Alltag nützlich sein kann.
Ein weiteres Ziel dieser Fortbildung besteht darin, Menschen davor zu schützen, sich selbst weiteren Schaden zuzufügen. Es geht darum, Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit und Hoffnung zu geben und den Zugang zu sozialer, medizinischer und emotionaler Unterstützung zu erleichtern. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Art der Hilfe und Unterstützung keine professionelle Beratung oder Therapie ersetzen kann und soll.