Junge Menschen und Suizid
In der Jugendphase finden viele wichtige Veränderungen statt: soziale, körperliche, kognitive und emotionale. Jugendliche können sich gestresst fühlen, verwirrt sein, Angst und Unsicherheit empfinden oder sich besonders verletzlich fühlen, wenn sie z.B. keinen Anschluss finden bzw. aus einer Gruppe ausgeschlossen oder von Gleichaltrigen ausgelacht werden oder Cyber|Mobbing ausgesetzt sind.
Auch starker sozialer Druck und Schwierigkeiten, mit den ständig steigenden Anforderungen unserer Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft zurechtzukommen, spielen eine wichtige Rolle. Ebenso wie das Wahrnehmen einer äußerst prekären, unsicheren und ungewissen Zukunft – nicht nur in Bezug auf die Arbeit, sondern ganz allgemein aufgrund der Umweltverschmutzung und der Zerstörung des Planeten. Auch die Veränderungen in der Familienzusammensetzung sind ein nicht zu unterschätzender Faktor, denn sie können das Gefühl der Einsamkeit verstärken und von jungen Menschen mit Stress und Angst erlebt werden. In der Vergangenheit waren die Beziehungs- und Gefühlsnetze stärker entwickelt, Familien waren weitestgehend größer und stabiler und die Kinder hatten neben ihren Eltern immer auch andere Bezugspersonen. Heutige Familien hingegen sind zunehmend isoliert, häufig auch Einelternfamilien und infolgedessen haben Kinder und Jugendliche auch weniger Bezugspersonen.
Es gibt also viele miteinander verknüpfte Ursachen. Suizid ist in der Tat nur die Spitze des Eisbergs eines Leidensweges und vieler schmerzhafter Frustrationen.
Hinweise für Eltern und Bezugspersonen
Hinweise für Eltern und Bezugspersonen
Obwohl Suizid im Jugendalter auch impulsiv sein kann, ist er auf eine erhebliche Aussichtslosigkeit zurückzuführen. Es ist wichtig, dass Eltern und fürsorgliche Erwachsene auf den Lebensstil der:des Jugendlichen achten: Isolation (zu viele Stunden am Computer oder ohne Gesellschaft von Freund:innen), Veränderungen des Charakters oder der Ausdrucksweise. Ein junger Mensch, der wortkarg, mürrisch, schlaflos ist und sich zurückzieht, nicht mehr ausgeht oder keinen Sport mehr treiben will, sendet Signale, die nicht immer ausschließlich auf die typischen Schwierigkeiten der Pubertät zurückzuführen sind. Dies sollte nicht dramatisiert, aber auch nicht unterschätzt oder bagatellisiert werden. So zu tun, als ob nichts wäre, ist gefährlich. Erwachsene Personen müssen beobachten, den Austausch suchen, aufmerksam zuhören und mit den Jugendlichen kommunizieren, aber vor allem dürfen sie keine Angst davor haben, bei Bedarf frühzeitig fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Links zum Dienst
Life Talk Serie zum Thema "Jugend und Suizid
In dieser Life-Talk-Reihe wurde unter Mitwirkung der Referent:innen versucht, das Thema zu vertiefen, um die Gründe und Motive zu verstehen, die junge Menschen zu selbstverletzendem Verhalten, Suizidgedanken oder gar Suizid führen können. Vor allem aber wurde erörtert, wie diese Krisensituationen verhindert werden können und wie Bezugspersonen jungen Menschen helfen können.
Suizid oder Suizidgedanken sind vielleicht beängstigende Themen, aber es ist wichtig, darüber zu sprechen, um sie nicht noch weiter zu tabuisieren. Diese Reihe von Life-Talks richtet sich insbesondere an Erwachsene, die Bezugspersonen für Jugendlichen sind: Eltern, Lehrer:innen, Erzieher:innen und Großeltern – die oft ratlos sind, wenn sie mit solch endgültigen Gesten eines jungen Menschen konfrontiert werden und nicht wissen, wie sie diese erklären sollen. Denen es schwerfällt, zu verstehen, aus welchen Gründen jungen Menschen Gedanken an den Tod hegen oder Suizidversuche unternehmen. Vor allem aber fehlt oftmals das konkrete Wissen darüber, was sie tun können, um jungen Menschen dabei zu helfen, existenzielle Krisen, das Leid und den Schmerz zu bewältigen. Denn eigentlich wollen diejenigen, die einen Suizidversuch unternehmen, nicht ihr Leben, sondern das Leid beenden.